Mehr Grün wagen

Klotzscher Randnotiz von Jayne-Ann Igel

Nein – jetzt vor den Wahlen meine ich nicht eine bestimmte Partei, vielmehr treibt mich der Gedanke an unser Grün im Ort um, das öffentliche wie das private. Denn in diesem Land wie auch in unserem Viertel leben scheinbar nur Klimaskeptiker, also Leute, die nicht so recht daran glauben, dass wir uns ökologisch und klimatisch auf einer gefährlichen Bahn bewegen. Wie ließe es sich sonst erklären, dass wir trotz all der unheilvollen Nachrichten und wissenschaftlichen Erkenntnisse weiter so leben und wirtschaften wie bisher, als gäbe es keinen Insektenschwund, Häufung extremer Wetter usw.

[April 2019, Grundstück Königswald]
Nein, es liegt mir fern, Sie zu betrüben, das machen die Dinge um uns schon ganz allein. Hier ist die Politik gefragt, heißt es schnell, und das ist ja auch richtig, reicht jedoch nicht. Wenn ich durch unser Viertel laufe, eher noch fahre, per Rad, fällt mir eines auf: es gibt keine Wiesen mehr, nur Rasen, und der darf nicht höher stehen als ein Streichholz lang. Ich beobachte das fast in jedem der Grundstücke und auch auf den öffentlichen Flächen der Wohnanlagen – da wächst nichts und kann auch nichts gedeihen, geschweige denn leben. Wer aller zwei drei Wochen mäht und trimmt, annimmt, damit was Gutes zu tun, den Halmwuchs zu stärken, irrt und ist nur auf Pflegeleichtigkeit getrimmt. Man schaut ja auch kaum, ob Regen zu erwarten, wenn der Kalender bestimmt „jetzt mähen“, wird es gemacht.

[Mai 2019, Brachgelände Nähe Boltenhagener Strasse]
Ein höherer Halmstand indes lässt den Rasen Trockenzeiten besser überstehen, schützt den Boden vor Austrocknung und Erosion, bietet Kleinstlebewesen Raum und Schutz, von denen sich wiederum die Vögel nähren, die wir doch so lieben. Blumenvielfalt bringt für die Bienen was, ohne deren Aktivitäten wir lange auf die Obsternte warten könnten. Ich glaube, im Prinzip weiß jede und jeder im Viertel das – warum fällt es vielen so schwer, danach zu handeln? Klima und Ökologie hängen unmittelbar zusammen, bilden ein komplexes Geflecht, aber selbst für unser Mikroklima hier brächte es was, die eine oder andere Alltagsgewohnheit zu überdenken, das Handeln zu verändern, das kostet nicht mal was –

Mai 2019

 

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