Ortsamtsleiter Christian Wintrich

Erster Ansprechpartner für die Klotzscher/-innen

Wir sind zu Besuch bei Christian Wintrich, dem Ortsamtsleiter von Klotzsche und Pieschen. Wir wollen wissen, wer Christian Wintrich ist, wo er herkommt und was ihn bewegt

Christian Wintrich (62), erlernte den Beruf eines Chemielaboranten und studierte dann Maschinenbau. Zur Verwaltung kam er nach 1989, als im Zuge der politischen Veränderungen auch Quereinsteiger begannen, Verantwortung in der Verwaltung zu übernehmen. „Es war eine ganz tolle und aufregende Zeit. Wir alle waren euphorisch, wollten etwas bewegen und manches verändern. Es hat mir richtig Spaß gemacht.“ In seiner Stimme schwingt immer noch Begeisterung mit. Auch nach so langer Zeit.

Im Jahr 2010 kam er ins Ortsamt Klotzsche. Zunächst als Stellvertreter des Ortsamtsleiters, dann seit 2014 als Chef. Vorher musste er allerdings – so ist das übliche Procedere – den Ortsbeirat davon überzeugen, dass er der Richtige für diesen Posten ist. Die Entscheidung fällt zwar am Ende der Stadtrat, aber das Votum des Ortsbeirates ist wichtig. „Wie haben Sie den Klotzscher Ortbeirat überzeugt?“ Auf meine Frage hin schaut unser Gegenüber zunächst etwas überrascht:

„Eigentlich müssten das diejenigen beantworten, die das damals entschieden haben. Ich denke, es war eine Mischung aus der Bewertung meiner vorherigen Arbeit und der Anerkennung meiner langjährigen Erfahrung“, kommt die zögerliche aber bestimmte Antwort. Es ist ihm gelungen – und zu Beginn geriet er sogleich in eine äußerst turbulente Phase.

„Ja, 2015 – das war schon keine einfache Situation.“, spricht er weiter. Es waren diese dramatischen Stunden, als die Emotionen wegen des geplanten Flüchtlingsheims auf der Karl-Marx-Straße hoch kochten. Als sich die Gegner und Befürworter vor dem Rathaus gegenüberstanden und lautstark ihre Meinung äußerten.

Wenn sich Christian Wintrich daran erinnert, spürt man seine Bewegung noch heute.

„Vor dem Haus standen die Menschen und demonstrierten und gaben lautstark Ihre Meinung kund. Wir haben zeitgleich im Ortsbeirat über das Thema beraten. Obwohl die Entscheidung am Ende der Stadtrat treffen musste, wollten die Klotzscher/-innen, dass wir uns hier klar positionieren. Das war wirklich schwierig.“  Christian Wintrich gibt ehrlich zu, dass er von der Heftigkeit dieser Kontroversen überrascht war.

Wie er denn einen typischen Klotzscher sieht, wollen wir wissen. Er denkt nach, spricht bedächtig: „Bis zu diesem Tag im Jahr 2014 dachte ich, es gibt hier wenige Konflikte, es läuft alles sehr geordnet ab. Die Meisten sind mit ihrem Stadtteil und dem, was sie umgibt, zufrieden. So dachte ich und so war ich eingestellt.“ Klotzsche habe sich als sehr konservatives und sehr bürgerliches Viertel gezeigt.

„Klotzsche kann man von den Emotionen der Einwohner schon mit einer Kleinstadt vergleichen. Ich habe den Eindruck, dass es mitunter schwer ist, als Zugezogener die volle Anerkennung der Alteingesessenen zu erlangen. Man wird zunächst als der Neue wahrgenommen und es wird kritisch auf die Dinge geschaut, die man macht. Es braucht eben seine Zeit, bis man akzeptiert wird. Ähnlich ist es mit Veränderungen, die den Stadtteil betreffen. Auch hier wird kritisch hinterfragt, was sich verändert. Ich sehe das aber eher als positive Eigenschaft der Klotzscher/-innen“.

Weitere Eigenschaften des Stadtteils aus seiner Sicht: „Es gibt sehr viele interessierte und ihrem Stadtteil zugewandte Menschen, für die die Historie des Ortes immer noch eine große Rolle spielt. Man sieht es an der Resonanz, wenn zu geschichtlichen Themen Vorträge oder Lesungen organisiert werden“.

Man merkt, Christian Wintrich ist in Klotzsche angekommen und kann sich mit dem Stadtteil und den Menschen hier identifizieren.

Wie sieht er seine Aufgaben?

„Ich bin der erste Ansprechpartner für die Klotzscher/-innen.“ Er stutzt kurz, als ihm dieser Satz entfährt. „Kann man das so sagen?“, schließt sich die Frage an, mehr zu sich selbst gestellt. Um gleich die Antwort zu geben: „Ja, ich denke schon!“ Er lacht. Er ist personell zuständig für die Mitarbeiter des Ortsamtes, leitet die Sitzungen des Ortsbeirates und ist in erster Linie Anlaufstelle für Probleme und Sorgen der Einwohner/-innen.

Welche Dinge stehen noch an, was möchte er in Klotzsche noch bewegen? Was sind die vordringlichsten Aufgaben?

Die Weiterentwicklung des Stadtteils durch die Erschließung neuer Baugebiete. „Wir haben sehr viele Anfragen, von Leuten, die gern nach Klotzsche ziehen würden – leider fehlt uns dafür zunehmend der Platz“. Auch die Infrastruktur ist ein großes Thema. „Klotzsche wächst durch Zuzug und neue Industrieansiedlungen. Die Menschen wollen aber auch schnell von A nach B kommen. Deshalb steht in Zukunft auch der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie 7 in Klotzsche an“.

Ein weiteres Thema ist die Schwimmhalle. „Die jetzige Schwimmhalle ist strategisch ungünstig gelegen und in keinem sehr attraktiven Zustand. Eine Sanierung oder ein Neubau an einer anderen Stelle ist ein Wunsch von vielen Klotzscher/-innen. Es bestehen auch Wünsche und Ideen für ein Bürgerhaus oder eine Begegnungsstätte – doch bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen“. Klotzsche entwickelt sich, einiges geht schnell, anderes braucht Zeit – Christian Wintrich ist optimistisch, dass sich viele Dinge realisieren lassen, wenn die Klotzscher/-innen sich auch weiterhin so gut für ihren Stadtteil engagieren wie bisher.

 

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